Auch mit Arno Koch (Ex – Bel Ami) traf sich der ALTAMANN, um ein wenig mit ihm über damals und das Konzert, Es war einmal in West-Berlin…, am 15.03.2020 im Palais am See in Tegel zu sprechen. Arno war der Bassist bei „Bel Ami“ und wird zusammen mit Raymond „Ray“ Ebert (Ex – PVC) und deren Band „Black Rock“ auf diesem Event auftreten.
Diesmal war ein Treffen etwas geschmeidiger zu organisieren, da auch Arno in Spandau residiert. Bei Kaffee, Latte Macchiato und einer Biermarke, deren Namen man im Moment eher flüstert, saßen wir im „Café-Bar-Bistro CHARLOTTE“ in der Altstadt zusammen.
ALTAMANN: Um auch diesmal zeitlich etwas früher mit den Fragen anzufangen, als erstes die Frage ob es bei dir vor Bel Ami bereits nennenswerte Bandaktivitäten gegeben hat?
Arno Koch: Na ja, ganz so jung bin ich ja nun auch nicht mehr. Natürlich gabs auch ein Musikerleben vor „Bel Ami“. Da sind zuerst einmal die Jungs von „Lake“, als sie hier in Berlin gelebt haben, die „Alex Conti Band“ und Mitglieder der „Breakliners“ zu nennen, mit denen ich vorher schon die Gelegenheit hatte gemeinsam musizieren können. Die waren schon etwas bekannter damals. Die waren zu der Zeit auch schon mit größen wie den „Nice“ und den „Pretty Things“ als Vorband unterwegs.
ALTAMANN: Und danach kam direkt das Angebot bei „Bel Ami“ zu spielen?
Arno Koch: Das kam so. Ich hatte den ersten Gitarristen von „Bel Ami“ so 1976/1977, den Jim Voxx, nach Berlin geholt. Der hatte sich da grade von „Udo Lindenbergs Panikorchester“ getrennt. Irgendwann haben wir uns dann beide auf eine Zeitungsannonce gemeldet und hier in Berlin eine Band gegründet. Das wurde aber nix. Wir hatten auch nach langem Suchen keinen vernünftigen Sänger finden können.
Dann haben sich unsere Wege erst einmal getrennt. So anderthalb Jahre später, 1978 hat er sich dann bei mir gemeldet und gesagt die Band in der er spielt würde einen Basser suchen. Und das war dann „Bel Ami“. Da spielte er mittlerweile.
ALTAMANN: Du hast mir einmal erzählt, dass der Beginn bei „Bel Ami“ etwas mit einer gewissen Zeitnot verbunden war. Ihr hattet mit der Band ja gleich zu tun. Deshalb war es auch etwas ungewöhnlich, wie man dir das Programm draufgepackt hat oder?
Arno Koch: Na ja, unser Schlagzeuger, der Burghard Rausch, der damals ja auch beim RIAS arbeitete, hatte eine Menge Connections. Wir haben kurioser Weise öfter Veranstaltungen für den SFB gemacht. Da stand noch keine Tour an, aber alle waren heiß und wollten ganz fix ins Studio, aufnehmen, eine Platte machen. Also die wollten Ernst machen. Ein gewisser Druck war schon da.#
So wie man die Stücke normalerweise einstudiert, war das dann nicht mehr. Die Lösung waren sozusagen Unterrrichtsstunden bei mir zuhause auf meinem Bett, wobei mir Ralf „Trotter“ Schmidt dann die Songs beigebracht hat. Der war gerade auf dem Sprung zu „INTERZONE“. Und als ich sie die ersten paar Mal gespielt hatte, verließ uns Jim Voxx, nach dem Konzert im Kant Kino in Richtung „PVC“ und Hartmut „Hacky“ Werk kam für ihn dazu. Mit diesem Wechsel in der Formation ging es dann richtig los. Dann kamen die Platten.
ALTAMANN: Beginnend mit dem „Berlin Bei Nacht“ Album.
Arno Koch: Stimmt.
ALTAMANN: Du wirst mit deiner Band bei dem Konzert am 15.03.2020 im Palais am See in Tegel, mit einem ehemaligen Mitglied der Band „PVC“, der zu euch gehört, auftreten. Gab es da nicht Mal eine heftige Auseinandersetzung wegen des Titelsongs eurer ersten „Bel Ami“ LP zwischen den beiden Bands?
Arno Koch: Um das noch einmal klar zu sagen, die Mitglieder beider Bands hatten persönlich nie Knatsch miteinander. Es ging um Veröffentlichungsrechte. Das Ding war, Burghard Rausch ein alter Freund von Knut Schaller, der Bassist von „PVC“ der das englischsprachige Original geschrieben hat, hatten miteinander abgesprochen, dass wir den Titel auf Deutsch machen dürfen.
Das haben wir dann gemacht und den Titel auf der LP veröffentlicht. Mit dem Ergebnis, dass Knut ankam und sagte, so war das nicht abgesprochen. Wir hatten scheinbar die deutsche Version, vor der Veröffentlichung des Originaltitels veröffentlicht. Und das wollte PVC natürlich nicht.
Wie auch immer. Das Ganze ist dann vor Gericht gelandet und „Bel Ami“ hat den Prozess verloren. Geschadet hat das aber beiden Bands. „PVC“ hat erstmal gar keinen Plattenvertrag bekommen auf Jahre und wir mussten die Vorbestellungen für das Album stornieren und die ausgelieferten Scheiben wieder vom Markt nehmen. Das hat richtig Geld gekostet, mal abgesehen von den ganzen Anwalts- und Gerichtskosten.
Und wie das dann so ist, die meisten Musiker, so wie ich oder „Ray“ mit dem ich ja auch bei dem Konzert auftrete, wussten sowieso nicht worum es bei dem ganzen Tohuwabohu geht. Wir waren einfach nur die Geschädigten.
ALTAMANN: Na was ist da denn überhaupt schief gelaufen?
Arno Koch: Wir dachten, der Burghard Rausch dem wir vertrauten, weil der sich ein wenig in der Materie auskannte, hat den Überblick über die Sache. Wie sich dann aber herausstellte, gab es über die Absprache nichts Schriftliches. Das hätte er wohl lieber machen sollen. Dazu kam das Knut Schaller dann etwas beleidigt war und sich herausstellte, dass Knut, Gerrit Meijer und die Jungs das ganze eigentlich lieber gar nicht veröffentlichen wollten. Sie wollten eigentlich auch keinen Plattendeal. Sie waren halt Punk und da hatten sie ganz allgemein was gegen die Musikindustrie und Kommerz.
Das Ergebnis war jedenfalls sehr teuer für alle Beteiligten und uns war untersagt den Song zu spielen. Wir haben dann ein anderes „Berlin bei Nacht“ gemacht.
ALTAMANN: So war das ganze also ziemlich Negativ für beide Bands.
Arno Koch: Ich will es einmal so sagen. Wenn das so nicht passiert wäre, wären wir wohl heute alle reich. Denn es gab damals 200.000 Vorbestellungen für das Album. Es war zu dem Zeitpunkt bereits in 80.000 Einheiten verkauft. Das ganze lag deutlich auf Goldkurs, wenn es nicht sogar bereits Gold gewesen ist. Und das nach wenigen Wochen. Das Album war ein echter Überflieger. Für „Bel Ami“ war das ein echtes Desaster.
„PVC“ war sich weiter nicht schlüssig ob sie eine Platte machen wollten oder nicht. 2 – 3 Jahre später haben sie „Berlin By Night“ dann doch noch veröffentlicht, ich glaube bei RCA.
ALTAMANN: War die Luft dann raus aus Bel Ami?
Arno Koch: Nein, das kann man nicht sagen, höchstens auf lange Sicht. Die zweite LP hat sich ja auch noch ganz nett verkauft. Das war Großstadtmelodie. Das ging so, hat aber nicht ausgereicht um sagen zu können, wir lassen alle anderen Aktivitäten ruhen und marschieren jetzt mit der Band nach vorne. Wir mussten alle noch irgendwo anders herumturnen.
Wir dachten dann das ein Wechsel der Plattenfirma helfen könnte. Und so haben wir dann bei Teldec aufgehört und sind zu CBS gewechselt. Die haben dann an unserem Kurs rumgeschraubt. Was aber auch nicht den für CBS gewünschten Erfolg gebracht hat. Da gingen so 80.000 Kopien der Scheibe über den Ladentisch.
Das war für CBS zu wenig. Sie verlangten einen zweiten Wechsel des musikalischen Stils. Das war unseren beiden Sängern dann zu viel des guten. Sie haben bei „Bel Ami“ gekündigt, sozusagen. Sie wollten sich nicht von einer Plattenfirma gängeln lassen.
Allerdings war das meiner Meinung nach auch amateurhaft. Wir hatten einen Bomben Vertrag. Mit drei Optionen, saftigem Vorschuss und einer riesigen Beteiligung. Das war ein besserer Vertrag als ihn damals andere Größen im Musikgeschäft hatten.
CBS wollte von dem Vertrag auch nichts verändert haben, eben nur die musikalische Ausrichtung sollte sich nochmal ändern. Aber einen guten Sänger zu finden war uns damals nicht mehr möglich und so hat sich „Bel Ami“ in alle vier Himmelsrichtungen verteilt aufgelöst.
ALTAMANN: Da war dann Ende?
Arno Koch: Ja mit „Bel Ami“. Ich hab dann noch Jahre mit „Hacky“ in anderen Bands in Berlin gespielt, z.B. bei den „Rotors“ mit Zam Johnson am Schlagzeug, der davor bei Tom Petty and the Heartbreakers war. Zam Johnson spielt heute immer noch, bei QueenYanah.
ALTAMANN: Dann war also euer erster Hit der Anfang vom Ende auf lange Sicht, kann man sagen. Aber die Musiker untereinander hatten deshalb keine Probleme oder ist doch ein bisschen was hängen geblieben?
Arno Koch: Stimmt das war der Anfang vom Ende, praktisch. Weil der Schwung den wir damals durch die Scheibe hätten bekommen können, unterbrochen wurde und wir den nicht noch einmal hinbekommen haben.
Die Musiker hatten aber keine Probleme miteinander. Ich hab Knut Schaller ein paar Jahre später wiedergetroffen und noch einmal drüber gesprochen. Auch der hat gesagt, dass er das so niemals gewollt hat. Aber es war schon bei den Anwälten und wenn die erst einmal was in den Händen haben, ziehen die ihre Marschroute durch. Am Schluss waren alle die dummen.
Das Gerücht, dass „Bel Ami“ den Song geklaut hatte, was damals die Runde gemacht hat, stimmt übrigens auch nicht. Wer noch ein Exemplar von der Scheibe, die wir zurückrufen mussten, im Schrank hat kann sich selbst davon überzeugen. Der Urheber des Songs, Knut Schaller, ist korrekt erwähnt worden auf der LP. Es war also nicht so, dass irgendwer, irgendwem einen Song geklaut hatte.
ALTAMANN: Schließlich haben sich die Wege wieder gekreuzt. So, dass Musiker von „PVC“ und „Bel Ami“ zusammen gekommen sind.
Arno Koch: Ja, ich hab damals in der Kneipe Weiße Taube Kreuzberg, am Tresen gearbeitet. Und eines Tages kam „Ray“ in den Laden, er hat damals schon gerne Hard-Rock gemacht und hat mich angesprochen. Schon ein, zwei Tage vorher hatten mich verschiedene Leute darauf vorbereitet, dass sowas passieren könnte und dass es dabei um ein Projekt gehen würde, was zu mir passen könnte. Und sie hatten Recht. Das waren dann die „Dead Freddies“. Die waren gut, toller Sänger und der ist auch jetzt noch bei uns.
ALTAMANN: Und die „Dead Freddies“ sind dann also identisch mit der Band „Black Rock“, mit der Du und „Ray“ bei „Es war einmal in West-Berlin“ antreten werdet?
Arno Koch: Nicht ganz, es ist die Nachfolgeband. Ein paar personelle Veränderungen gab es schon. Der Schlagzeuger ist dazu gekommen und der Keyboarder, der von der „Falco-Band“ aus Österreich kam. Eine bunte Mischung. Der Schlagzeuger kommt eigentlich aus der Heavy-Metal Ecke und hat Deutsche und Kroatische Wurzeln. Wir sind also eine Internationale Band. Deutsch-Kroatisch-Österreichisch.
ALTAMANN: Wird euer Programm am 15.03. auf Deutsch gespielt oder eher in englischer Sprache, wegen der Internationalität?
Arno Koch: Wir spielen unser Programm komplett auf Deutsch. Eventuell kann in der Zugabe, so es eine gibt, ein englischer Titel dazu kommen, von den Spooky Tooth oder den Doors, mal sehen wie es kommt. Und es wird, so wie es schon zu „Dead Freddies“ Zeiten Tradition war, beide Versionen von „Berlin bei Nacht“ zu hören geben. Die englische von „PVC“ und die deutsche Version von „Bel Ami“. Das ist das Minimum von den Stücken von früher, was wir auf die Bühne bringen werden.
Wieviel genau es von den alten Stücken der Band geben wird, hängt natürlich auch von dem Ablauf der Veranstaltung ab. Wie lange wir spielen werden und so weiter. Wir müssen abwarten, ob das alles organisatorisch so klappt wie vorgesehen, daran orientieren wir unseren Gig.
ALTAMANN: Ihr kündigt das Konzert auf eurer „Black Rock“ Bandpage als ein Konzert der Erben von „INTERZONE“, „Bel Ami“, „PVC“ und „Spliff“ an. Ist das auch so gemeint. Ist das das Gefühl das ihr dabei habt?
Arno Koch: Das hab ich da geschrieben. Es ist ja auch irgendwie so. Eine Menge der Jungs sind ja nicht mehr unter uns. Zum Beispiel ist von der Originalbesetzung von „PVC“ ja nur noch Ray unter uns und der spielt mit. Auch von „Bel Ami“ gibt’s ja nur noch drei Mann. Burghard ist nach Bremen gegangen und „Hacky“ ist im Country- und Westernbereich unterwegs. Das sieht bei den anderen Bands sicher ähnlich aus. Das passt also im Grunde schon irgendwie.
ALTAMANN: Was da jetzt am 15.03.2020 passiert, dieses Konzert, kommt das nicht eigentlich zu spät, für die Bands der 80er Jahre im Westteil der Stadt? Ich meine von den Bands der ehemaligen DDR kennt man solche Veranstaltungen ja schon, wie z.B. die „Ostrock-Legenden Konzerte“ von SILLY , DIETER MASCHINE BIRR von den PUHDYS und KARAT .
Arno Koch: Nein, glaube ich nicht. „Silly“ oder „Karat“ haben ihr Ding ja einfach weiter gemacht, nach dem Mauerfall und das war gut so. Sie haben damit ja auch richtig Erfolg. Es gab deshalb auch nie einen Grund für sie, etwas anders machen zu wollen. Und nebenbei hatten sie dann eben auch ihre eigenen Projekte. Hätten wir doch auch nicht anders gemacht, wenn wir mit „Bel Ami“ z.B. über so einen langen Zeitraum Erfolg gehabt hätten
Bei uns war die Planung oft eine andere. Wir wollten ja alle irgendwie mit englischsprachiger Musik auf den Weltmarkt. Das war mit den „Dead Freddies“ auch so, wir haben an unserer Idee jahrelang fest gehalten. Es gab ja auch dementsprechende Plattenverträge. Zuerst mit der Company von Motörhead. Den Deal hatte uns Lemmy Kilmister besorgt. Da waren wir auch schon im Studio mit der CBH. Drei Wochen der gebuchten sechs Studiowochen waren um, da ruft mich Lemmy an und sagt: „Arno, quitt it!“, die Plattenfirma ist Pleite.
Da hatte einer in der Company Geld beiseite geschafft und einen betrügerischen Bankrott hingelegt. Also auch die Zahlungen an das Studio waren davon betroffen. Da kam nix mehr. Der Inhaber des Studios hat uns aber unsere Aufnahmen zu Ende machen lassen, weil er die Zeit ja eh verplant hatte. Dafür haben wir unsere Forderungen, die wir an die Plattenfirma hatten, an ihn abgetreten. Kohle hat der allerdings nie gesehen. CBH-Records war praktisch verdunstet.
ALTAMANN: Was einem nicht alles so passieren kann im Leben…
Arno Koch: Das kannst du genau so sagen.
ALTAMANN: Mir als Musikfreund ist in all den Jahren nur aufgefallen, dass mit den Musikern bzw. den Bands auf der hiesigen Seite plötzlich irgendwie einfach Schluss war. Die waren Ende der Achtziger einfach weg, alle. Das hat mich ehrlich gesagt traurig gestimmt. Alle meine Helden nicht mehr auffindbar.
Arno Koch: Berlin war immer schon wahnsinnig schnelllebig. Die waren schon noch alle da, abgesehen von denen, die es leider nicht mehr gibt. Aber einige hat die Musik an das Familienleben verloren, andere wiederum hatten einfach keinen Bock mehr auf das Business. Und der Rest hat eben immer was Neues versucht, wenn das eine nicht funktioniert hat.
Viele haben ihre Zielsetzung auch verändert. Nimm mal „Spliff“ als Beispiel. Bernhard „Potsch“ Potschka ist nach Spanien gegangen. Manfred Praeker ist in Portugal gelandet. Herwig Mitteregger hat seine Solokarriere gestartet und Reinhold Heil ist in den USA ein großer geworden. Wobei „Spliff“ damals hätte weiter machen können. Die waren von allen die Erfolgreichsten, klar die Nummer Eins in „Wall City“. Aber sie hatten wohl an einem Punkt andere Interessen, weiß ich nicht. Das muss man dann auch respektieren.
Und natürlich gab es auch mal Ideen „Bel Ami“ wieder neu aufzulegen. Burghard und „Hacky“ hatten mich damals darauf angesprochen, bevor Lutz Walzberg so krank wurde. Aber das wollte ich nicht. Unser Sänger hatte uns damals mit einem riesigen Plattenvertrag sitzen lassen, das war ein Kardinalfehler und mit solchen Leuten mach ich keine Band mehr auf. Nachher passiert das wieder. Das wollte ich nicht nochmal erleben.
ALTAMANN: Irgendwie packt man heute alles, was aus den Achtzigern kommt in die Schublade der „Neuen Deutschen Welle“, aber ihr habt doch Rockmusik gemacht oder hatte ich was an den Ohren?
Arno Koch: Deine Ohren funktionieren korrekt. Die hauen ja heute alles in eine Schublade. NDW, davon kann ja keine Rede sein. Erstens waren wir schon vor der Welle da und zweitens haben wir ja eher eine Art Hard-Rock mit deutschen Texten gemacht. Das hatte mit der NDW aber sowas von gar nichts zu tun.
Erst mit dem dritten Album bewegten wir uns auf Druck der Plattenfirma in diese Richtung. Aber wir wollten das eigentlich nicht, wir wollten weiter rocken. Deshalb ist Lutz ja damals ausgestiegen.
Wir bekamen einen neuen Sänger, unser Manager und der A&R Manager von CBS saßen uns ununterbrochen im Genick. Da wurden Klamotten gekauft, unsere Frisuren verändert und alles getan um uns auf NDW zu trimmen. Und als das auch nicht funktionierte, kamen alle in Berlin zusammen und wir sollten Vorschläge machen, wie wir uns das weiter vorstellen mit Bel Ami.
„Hacky“ und ich wollten gerne in die Musikrichtung gehen, die man von U2 hören kann, aber dazu hat der A&R Manager Hoffmann von CBS gesagt, sowas wird in Deutschland niemals Erfolg haben, niemals!
ALTAMANN: Lacht. Ja, das hat man ja dann mitbekommen. U2 ist hierzulande unglaublich Erfolglos.
Arno Koch: Ja, die waren dann so Erfolglos, dass sie Weltweit abgeräumt haben.
Was willst du machen. Sie haben dann mehr oder weniger alle unsere Vorschläge in der Luft zerpflückt. Da war auch der Produzent Günter Mende damals mit dabei. Der hat zu der Zeit alle produziert. So lief das ab. Etwa eine Stunde nach der Zusammenkunft rief mich Lutz Walzberg an und sagte er steigt aus, weil er sich nicht von einer Plattenfirma sagen lässt, was er für Musik zu machen hat. Er ist völlig ausgeflippt. Und wieder eine Stunde später rief der neue Sänger an und teilte mir mit, dass er aus den gleichen Gründen raus ist.
Das musste natürlich auch jemand der CBS mitteilen. Unser Manager hat sich nicht getraut. Und so blieb das an mir hängen. Die haben sich riesig darüber gefreut und mir mitgeteilt, dass wir zur Belohnung nun eine Million Schulden bei ihnen hätten. Das war die Vertragsstrafe. Bei mir war erst einmal Sendepause und mir war ein wenig flau bei dem Gedanken.
Er hat das dann bei mir richtig sacken lassen und mir dann aber gesagt, dass die CBS das mit den Einnahmen aus dem letzten Album verrechnen wird und es natürlich auch sonst kein Geld von ihnen mehr gibt. Wir hatten aber einen beachtlichen, nicht rückzahlbaren Lizenzvorschuss erhalten, deshalb sind wir nicht ins Bodenlose gestürzt. Insgesamt hat die CBS aber trotzdem noch draufgezahlt.
ALTAMANN: Zurück zum Konzert. Was hat deine „Band Black Rock“ überhaupt zu der Idee gesagt, auf diesem Event aufzutreten?
Arno Koch: Bis auf „Ray“, erstaunlicher Weise, waren die anderen alle sofort begeistert davon. Denn erstens macht auch „Black Rock“ alles auf Deutsch und da kommen Deutschrockfans als Besucher. Und zweitens bietet es sich schon an, die alten Stücke noch einmal zu transportieren, auch um vielleicht neue Fans für „Black Rock“ zu gewinnen.
Gary der Sänger war Feuer und Flamme von der Idee. Er sagte, dass was man früher gemacht hat, sollte man nicht einfach so über Bord schmeißen, vor allem nicht wenn es gut war.
Außerdem ist es wieder Zeit für das was wir damals gemacht haben und heute mit „Black Rock“ wieder machen – Rock mit deutschen Texten. Wir schließen im Grunde direkt an die Musik von damals an. Das hat dann auch „Ray“ davon überzeugt teilzunehmen. Und nun freut er sich darauf.
Wir freuen uns also alle drauf. Auch die alten Leute wieder zu treffen. Das wird bestimmt Klasse und wir sollten einmal darüber nachdenken sowas öfter zu machen.
ALTAMANN: Das es Zeit für Deutschrock ist, hab ich auch schon von anderer Seite gehört. Arno, ich danke dir, wir sind durch mit dem Interview. Es hat mir viel Spaß gemacht. Vor allem weil ich dafür nicht einmal Spandau verlassen musste.
Arno Koch: Aber gerne doch. Und nun muss ich in den Probenraum, wir haben was vor.
Alle Bilder von Arno und dem ALTAMANN by Eve Gie Mimi
Karten im Vorverkauf zu diesem Konzert bekommt ihr:
hier:
https://www.eventbrite.de/e/es-war-einmal-in-west-berlin-ti…
– Der ALTAMANN ist auch auf Facebook zu finden – 😉
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