Musicland Spandau | Schön, dass diese Berliner Kulturperle erhalten bleibt

Musicland Spandau – Fast 50 Jahre gab es in Berlin Musicland-Läden in denen Musik Freaks arbeiteten, die noch verstanden was die Kunden wollten und sie deshalb auch mit viel Kompetenz zu beraten wussten.

Auch der ALTAMANN kennt die Situation aus eigenem Erleben noch, wenn du vor dem Verkäufer im Musicland gestanden hast und nichts außer einem bisschen „La, la, la“, „rhythmischem Geklopfe“ und „gepfeiffe“ mitgebracht hattest, um dir dieses Wahnsinnsstück zu besorgen, dass du gestern Nacht im „Nightfly“ des Alan Bangs auf BFBS gehört hattest. Aus irgendeinem Grund war der Name des Songs und der Gruppe nach dem wieder wach werden verpufft. Jetzt stand man da und wusste nicht weiter. Da war das Musicland meist die letzte Rettung, denn fast immer ging der ALTAMANN mit der gesuchten Scheibe unter dem Arm nach Hause. Oder ein, zwei anderen… 🙂

So sieht die Institution von außen aus - Musicland Spandau
So sieht die Institution von außen aus – Musicland Spandau

Kurz vor knapp…

Nach und nach verschwand einer nach dem anderen, musste zuerst der CD und später dem Streaming-Krebs weichen. Bis auf den Laden in Spandau verschwanden die Tummelplätze für Vinylliebhaber still und leise. Im Mai diesen Jahres ging Ralf „Ralle“ Rachner, mit 73 Jahren, in den wohlverdienten Ruhestand und mit ihm wäre wohl auch der letzte Laden der legendären Musicland-Shops gegangen, wenn da nicht diese Truppe von Musikenthusiasten in den Laden gestolpert wäre, die sich mit frischem Vinyl eindecken wollten.

Sie freuten sich schon auf den nächsten Besuch, als ihnen „Ralle“ erzählte, dass er Schluss machen würde. Zuerst ein zartes „Wat?“, dann aufziehende Trauer waren die Reaktionen. Und das ab morgen dann wohl ein Wohnungsauflöser die Räumlichkeiten als Büro und Lager nutzen würde, erzählte er ihnen auch noch. Nur kurz mussten sich die Plattenfans in die Augen gucken, um die Frage zu formulieren was man denn machen müsse, um den Laden am Leben zu halten?

Uwe Abel inmitten all der "Schätzchen" - Musicland Spandau
Uwe Abel inmitten all der „Schätzchen“ – Musicland Spandau

Na man müsste versuchen ihn zu übernehmen, war die kurze und knappe Antwort. Was daraufhin folgte klingt ein wenig nach einer Comicstory: Das machen wir! »» ein paar Telefonate »» 4 Freunde an einen Tisch geholt »» Geld zusammen-schaufeln »» Konzept ausdenken, alles ganz hektisch und schließlich das Gespräch mit dem Hausbesitzer vorbereiten, denn der hatte ja schon anders geplant. Aber der Smalltalk verlief dann doch nicht so „Geschäftlich“ und kompliziert wie die vier befürchtet hatten, sondern überraschend entspannt. Der Vermieter soll nämlich unerwarteter Weise gejubelt, „Das ist ja Super!“ oder ähnliches gerufen und sofort die Hand zum einschlagen hingehalten haben. Kurz, er hat sich darüber gefreut, dass es da Wagemutige gab die weitermachen wollten.

Tja und dann war das Abenteuer Musicland eingetütet. Christian, Uwe, Tobi und Philipp hatten sich für die nächsten Jahre den Stress des „freien“ Unternehmertums an die Backe genagelt und damit eine Ikone der Berliner Subkultur gerettet. Und das alles in weniger als 3 Tagen, glaube ich. Ralle, der fast die ganze lange Zeit in dieser Institution gearbeitet hatte, nämlich gute 48 Jahre, hatte Aquaplaning auf den Pupillen und konnte nun beruhigt die zweite Hälfte des Lebens einläuten.

So ein echter Plattenladen hat einen ganz besonderen Spirit

Es hat zwar etwas länger gedauert, aber vor gut 14 Tagen haben Eve und der ALTAMANN nun endlich persönlich gratuliert und dem neuen Betreiber-Kollektiv alles gute gewünscht. Wie wir in einem langen Gespräch und bei einem guten Kaffee mit Uwe Abel, einem der „neuen“ erfuhren, ist die Resonanz auf ihren Coup außerordentlich erfreulich, aber wie er augenzwinkernd dazu sagte noch steigerungsfähig.

Als Spandauer sind wir natürlich froh darüber, dass es die vier gibt und wir hoffen, dass ihr Plan in Erfüllung geht das Musicland Spandau noch sehr lange zu betreiben. Das ist Einkaufen, wie man es haben möchte. Stöbern, in Ruhe was fragen können und dann, ohne ständig bequatscht zu werden neues Vinyl erwerben oder auch nicht. Auch wenn der ALTAMANN bei diesem Besuch keinen Erfolg landen konnte, weil er weder das Album „Atlantis – Live“ mit Inga Rumpf am Mikrofon, noch die Scheibe „Ready“ von The Blues Band in seinem Einkaufsbeutel verstauen konnte ist es schön, dass wir auch in Zukunft ins Musicland gehen können, wenn wir was gutes auf Vinyl suchen.

Ganz nebenbei kann man da auch auf ein Käffchen vorbei kommen, nette Gespräche über eine der schönsten Nebensachen der Welt führen, ab und an Live-Musik bei kleinen Konzerten genießen und seine geliebten Schmuckstücke reinigen lassen. Also wenn ihr einmal an der Peripherie unserer Stadt lang schrammt und in Spandau vorbeikommt guckt doch mal rein, in den letzten der legendären Musicland´s in der Klosterstraße 12 nahe dem Bahnhof. Dieser echte Plattenladen hat einen ganz besonderen Spirit.

Nicht zuletzt: Dem „Ralle“ wünschen wir natürlich alles Gute für die Zukunft und Danke, dass du uns so lange beim suchen und finden guter Musik geholfen hast. Rock On Ralle!!!

Erschienen bei ALTAMANN.com

Zur Homepage des Musicland » » https://musicland-spandau.de

Das Musicland bei Facebook » » https://www.facebook.com/Musicland.Berlin/?locale=de_DE

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