Lennard Bertzbach bei der Blues-Session in Gatow

Lennard Bertzbach
Lennard Bertzbach

Zu der Januar-Ausgabe der Kulturpark-Festival Blues-Session in Gatow fand sich mit Lennard Bertzbach alles andere als die sonst in Hannes Café gewohnten Blues Musiker ein.

Denn eigentlich deutete bei ihm alles darauf hin zukünftig durch TV und Film für Aufmerksamkeit zu sorgen. Spielte er doch zu Beginn der 2000er Jahre in Kino- und TV-Produktionen wie der TV-Serie die Fallers – Eine Schwarzwaldfamilie, Die wilden Kerle 2 oder dem Kino Drama – Die Welle – an der Seite von Frederick Lau und Jürgen Vogel als Klassenlehrer mit.

Das allerdings wohl nicht mit ganzem Herzen und eher ungeplant, wie er andeutete. „Ich bin da irgendwie rein und wieder rausgerutscht“ sagt er. Weshalb er sich, nach dem ihm von seiner Schauspielagentur mangels Monetärer Erfolgsaussichten gekündigt wurde, lieber dem widmete „woran sein Herz wirklich hängt“, der Musik.

Seine Musik kann man getrost im Bereich der Liedermacher verorten und das ist nicht despektierlich gemeint, ganz im Gegenteil. Die Themen in seinen Liedern, an diesem Abend ausschließlich mit der Gitarre vorgetragen (sonst gerne auch mit Klavier oder kleinem Orchester), sind vielfältig. Es geht zum Beispiel um die Liebe, um das was Mensch antreibt oder eine kritische Betrachtung des Lebens und wie es sich heutzutage darstellt.

Sei es wenn er davon singt das manche Menschen ihm vorkommen als wären sie ein Hamster im Laufrad, dass jeder mächtig „Busy“ wirken will und möchte, ohne es tatsächlich zu sein oder von einer Dame die er nur einmal getroffen hat und von der er hofft, sie noch einmal irgendwo und irgendwann wieder zu sehen, auch wenn das in Gatow sein sollte. Hier macht sich einer Gedanken darüber was um ihn herum passiert und fordert, dass sich die Menschen wieder mehr um das wesentliche kümmern sollen, nämlich das friedliche und aufmerksame miteinander, anstatt immer mehr haben zu wollen und das immer schneller.

Mit seinen Liedern und der Form in der er sie vorträgt, schlägt er einen Bogen von den melancholisch Chansons des Stephan Sulke, über die Wortakrobatik a la Reinhard Mey in seinem Lied über den Stolz ein Klempner zu sein, bis hin zu der spitzbübisch, manchmal sarkastischen Art der Lebensbetrachtung eines Ulrich Roski. Und damit weiß er sein Publikum durchaus zu begeistern, auch wenn es ein Publikum ist welches sich an diesem Ort eigentlich einfindet um dem Blues zu huldigen.

Lennard-Bertzbach-und-Eve
Lennard Bertzbach und Eve

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass Lennard Bertzbach von Anfang keine Berührungsängste hat und den Dialog mit dem Zuhörer sucht und findet. Das bewies er nicht nur während, sondern auch schon vor Beginn seines Auftritts, in dem er Eve auf dem Bühnenrand sitzend, dass Lied von der roten Sonne die bei Capri im Meer versinkt „vor-zwitscherte“ und sie damit kurzerhand in seinen Bann zog.

Ein wirklich gelungener Auftritt eines Künstlers, der im Laufe der Zeit vermutlich noch mehr von seinem Potential herauskitzeln wird. Den Applaus zum Schluss seines Konzertes hatte er sich jedenfalls wirklich verdient. Der ALTAMANN drückt ihm die Daumen für seinen musikalischen Weg, der mit Sicherheit noch lange nicht zu Ende ist, er ist ja noch jung mit Anfang dreißig. Und schließlich gibt es ja auch heute noch genug Menschen, die sich die Zeit zum Zuhören nehmen.

V.l.n.r.: Uli Dodt, Lennard Bertzbach, Till Schulze-Geißler und Dirk Janson
V.l.n.r.: Uli Dodt, Lennard Bertzbach, Till Schulze-Geißler und Dirk Janson

Zwischen den beiden Sets des Openers, fand sich auch wieder das Heimteam auf der Bühne ein, um den Gästen ordentlich einzuheizen. Diesmal u.a. unterstützt von Dirk Janson und Lennard Bertzbach am Schlagzeug. Wer da an diesem Abend gerne den Blues der gemütlichen Art gehabt hätte, wurde angenehm überrascht. Denn diesmal zogen die Mannen von Good Husband & Friends mächtig vom Leder. Das hörte sich insgesamt recht rockig an, was da in den Raum schallte. Zur aktiven Zeit des ALTAMANN hätte er dazu vermutlich „Underground“ gesagt und die damals noch vorhandenen Haare geschwungen.

„Big Bamm“ mit straffen Gitarren, einfach Deliziös! Ein herrlicher, wenn auch vermutlich eher nicht geplanter Kontrast zur Darbietung davor. Selbst die Protagonisten haben hinterher gestaunt und den Anwesenden hat es gefallen Hut ab!!!

Alles in allem ein gelungener Abend bei der Blues-Session. Der ALTAMANN freut sich bereits auf Ende Februar, wenn die nächste Ausgabe dieser 1A Veranstaltung ansteht und verbleibt mit einem freundlichen „man sieht sich“… 😉

Lennard Bertzbach hat bereits zwei Alben vorgelegt. Zum einen mit „Immer weiter“ und zu Beginn dieses Jahres mit „Man sieht sich“.

Des Weiteren hat er bereits ein Musical komponiert, welches den Titel „Destination anywhere“ trägt.

Lennard Bertzbach ist auch zusammen mit mit seinem Vater Tobias buchbar und zwar als Die Herren Bertzbach. In dieser Formation geben sie Schlager von der 20er bis 50er Jahre zum Besten.


Zum Künstler: https://lennardbertzbach.wordpress.com/

Alle Fotos © ALTAMANN

Plattencover – Immer weiter – entnommen bei: https://lennardbertzbach.wordpress.com/bilder/

Lennard Bertzbach Immer weiter
Lennard Bertzbach – Immer weiter

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