Offener Brief an die politischen Entscheidungsträger der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Berlin

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Liebe Freunde und Unterstützer des Theaters Ost,

ich wende mich heute mit einer dringenden Bitte an euch. Wie ihr aus dem angehängten Brief erkennen könnt, haben unserem Theater die Preisexplosion der Energiekosten und die Folgen des Umgangs mit der Kultur in den letzten zweieinhalb Jahren übel mitgespielt und gefährden in einem Maße unsere Existenz, wie wir es noch nie vorher erlebt haben. Sollte keine staatliche Hilfe kommen, werde ich im Januar schließen müssen. Deshalb bitte ich euch um die Legitimation eurer Unterschrift, eures Namens unter dem Brief, den ich gern morgen spätestens abschicken würde. Es eilt.

Setzt einfach einen Daumen hoch oder runter darunter und ich weiß Bescheid. DAANKE!!! (Geht nur auf Facebook) https://www.facebook.com/profile.php?id=100009969002110

Für eure Unterstützung und euren Zuspruch für unser Theater danke ich euch allen im Namen des gesamten Kollektivs.

Eure Kathrin Schülein

Kathrin Schülein

Offener Brief an die politischen Entscheidungsträger der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Berlin

Adressaten:

An die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth

An den Senator für Kultur und Europa, Dr. Klaus Lederer

An den Bundestagsabgeordneten, Gregor Gysi

An den Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, Carsten Prosda

An den Präsidenten des Deutschen Kulturrats, Prof. Christian Höppner

An den Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann

An den Bundesvorsitzenden ver.di, Frank Werneke

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Bürgerin der Bundesrepublik Deutschland und Mitinitiatorin der Initiative KULTURINSGRUNDGESETZ, vorrangig aber als Leiterin eines privat geführten Theaters in Berlin und im Namen aller meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen, wende ich mich heute mit der Bitte um Anhörung und Unterstützung an Sie.

Wir leben in existenzbedrohenden Zeiten. Die Auswirkungen des Umgangs mit der Kultur während der Corona-Pandemie der vergangenen zweieinhalb Jahre haben die private Kulturwirtschaft in kaum überwindbare Tiefen gestürzt: die Besucher bleiben seit Beginn des Jahres 2022 nahezu weg. Die Auslastung der Veranstaltungen liegt im Vergleich zu 2019 durchschnittlich gerade noch bei 30%. Alle Bemühungen, die Marketingstrategien zu verschärfen, zu ändern, zu präzisieren, laufen größtenteils ins Leere. Welche Folgen das für ein privates Theater hat, das nicht auf einem stabilen Subventionssattel sitzt, sondern das dringend auf die Einnahmen durch den Kartenverkauf angewiesen ist, erklärt sich von selbst.

Ende des Jahres 2021 stand uns zudem eine Wirtschaftsprüfung ins Haus. Das Finanzamt des Landes Berlin prüfte auf der Grundlage des Steuergesetzes, ob unser privates Theater wegen hoher Zulagen und Förderungen als Theaterbetrieb nicht mehr vorsteuerabzugsberechtigt sei. Dies wurde zusammen mit dem Senat für Kultur beschlossen, so dass ich als Unternehmerin eines privaten Kulturbetriebes seit dem 01.01.22 keine Umsatzsteuer mehr erheben oder gegenrechnen kann. Dieser Umstand hat schwerwiegende Folgen, weil fast alle Rechnungen, die beglichen werden müssen, die Umsatzsteuer enthalten. Dies wiegt umso schwerer, wenn nunmehr die Fördermittel weitgehend wegfallen.

Theater OST Innenraum

In den Jahren 2020/21/22 sind in unser Theater als Pandemie-Hilfe 470.000,00 € geflossen. Aufgrund der Hygieneregeln und damit einhergehenden Abstände zwischen den einzelnen Sitzplätzen haben wir uns unfreiwillig vergrößern müssen. Derzeit verfügen wir über drei Spielebenen und haben Stadttheatergröße erreicht. Für die Hilfe des Fortbestehens in dieser schwierigen Zeit können wir nicht genug danken und wissen das zu schätzen.

Die Hilfe über NEUSTART KULTUR und das Personalkostenprogramm, das über den Deutschen Bühnenverein ausgereicht wird, wurde bis Ende Juni 2023 verlängert, allerdings in kleinerem Rahmen. Auch diese Summe ist hilfreich, wenngleich sie unter derzeitigen Bedingungen bei weitem nicht ausreichend ist. Darüber hinaus hat der Senat für Kultur und Europa ein Programm für Berlin aufgelegt, „Perspektive Kultur“, das für die letzten drei Monate dieses Jahres eine flexible Finanzierung unseres Hauses gewährleistet. All diese Maßnahmen sind bemerkenswert, lassen uns dankbar sein und haben kurzfristig den Brandherd rund um die Pandemie gelöscht. Jetzt zeigt sich seit zwei Wochen eine neue, noch größere Herausforderung: die überhöhten Energiepreise. Diese sind in ihrer Höhe und Wucht für unser Budget tödlich und bislang in keinem Förderprogramm berücksichtigt.

Wie mir unser Vermieter mitteilte, müssen wir ab diesem Monat das Vierfache an Energiekosten stemmen. Hinzu kommen die Mietzahlungen. Darüber hinaus steht wegen der gestiegenen Energiekosten aufgrund der Inflation eine Nachzahlung für das Jahr 2022 in Höhe von 32.000,00 € an. Der größte Konflikt entsteht gerade mit Blick auf unseren hohen sozialen Anspruch und der Forderung nach Teilhabe an Kultur für alle. Denn auch wir müssen nun schrittweise die Kartenpreise so anheben, dass sie Wenigverdiener ausschließen.

Natürlich haben wir Sparmaßnahmen eingeleitet, bauen sogar im Theater um, so dass wir bei geringer Frequentierung in einem kleinen, energiekostengünstigeren Saal spielen. Wir haben die Heizvorlauftemperatur herunter geregelt und die Heizpause für die Nacht verlängert. Doch alle diese Maßnahmen werden nicht ausreichen, die Schließung unseres Hauses zu verhindern, wenn nicht mehr Überbrückungshilfe kommt.

Bis jetzt gibt es keine Meldung seitens der Bundesregierung, ob oder wie Hilfen vorgesehen sind. Für uns steht nun die Frage: Müssen wir schließen, Insolvenz beantragen? Nachdem wir jahrelang für den Standort gekämpft und der Bund und das Land Berlin ungeheure Summen investiert haben? Nachdem wir zwei Jahre lang fast komplett stillgelegt wurden, und unsere kleinen Ersparnisse deshalb alle aufgebraucht sind? Müssen wir wieder die Frage nach der Relevanz der Kultur stellen? Ich erlaube mir an dieser Stelle für viele freie Spielstätten und Theater zu sprechen. Wir brauchen eine Perspektive. Und zwar heute, denn morgen ist es zu spät. Sonst erleben wir den Jahresanfang wohl als Hartz IV-Empfänger.

Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, den Brief zu lesen und bitte sie herzlich zeitnah um Antwort.

Freundlich grüßt Sie

Kathrin Schülein

Berlin, den 17.10.22

UNTERZEICHNERINNEN und UNTERZEICHNER (Bisher)

Das Team:

Kathrin Schülein, Leiterin Theater Ost, Petentin der Initiative KULTURINSGRUNDGESETZ, Choreografin, Regisseurin

Caroline Siebert, Assistenz der Künstlerischen Leitung, Schauspielerin, Mitinitiatorin der Initiative KULTURINSGRUNDGESETZ

Ilka Sehnert, Leiterin Künstlerisches Betriebsbüro, Sängerin, Schauspielerin

Claudia Stauß, Bühnenmeisterin

Katrin Schmahl, Vorstandsvorsitzende des Fördervereins „Theater Ost e.V.“

Jan Marchlewitz, Technischer Leiter, Geschäftsführer

Nils Steinkrauss, Dramaturg

Jens-Uwe Glasa, Tontechniker

Matthias Michel, Lichttechniker

Sascha Schülein, Veranstaltungstechniker

Sebastian Köpcke, Grafiker

Alexander Fischer, Technikhelfer

Klaus Pfeifer, ehrenamtlicher Mitarbeiter

Manuel Janus, ehrenamtlicher Mitarbeiter

Evi Friedrich, ehrenamtliche Mitarbeiterin

Uwe Friedrich, ehrenamtlicher Mitarbeiter

Petra Hanke, ehrenamtliche Mitarbeiterin

Andreas Hanke, ehrenamtlicher Mitarbeiter

Doreen Manthei, ehrenamtliche Mitarbeiterin

Annette Piayda, ehrenamtliche Mitarbeiterin

Evelin Benzner, ehrenamtliche Mitarbeiterin

Simone Gomoll, ehrenamtliche Mitarbeiterin

Andreas Gomoll, ehrenamtlicher Mitarbeiter

Kai-Uwe Koch, ehrenamtlicher Mitarbeiter

Beate Baustian, ehrenamtliche Mitarbeiterin

Andreas Baustian, ehrenamtlicher Mitarbeiter

Alle Mitglieder des Fördervereins „Theater Ost e.V.“

KÜNSTLERINNEN und KÜNSTLER:

Barbara Schnitzler, Schauspielerin

Daniela Dahn, Autorin, Journalistin, Publizistin

Hans-Eckhardt Wenzel, Sänger, Musiker, Texter, Autor, Regisseur

Barbara Thalheim, Sängerin, Musikerin, Texterin

Johanna Schall, Schauspielerin, Regisseurin

Franziska Troegner, Schauspielerin, Sängerin

Johannes Kirchberg, Sänger, Musiker

Andrea Chudak, Sopranistin

Wlad Ginzburg, Musiker, Sänger

Birgit Bethe, Sängerin, Schauspielerin, Musikerin

Michael Bethe, Sänger, Schauspieler, Musiker

Hugo Dietrich und Gundermanns Liedgefährten

Ralf Schmidt, Musiker, Schauspieler

Mo Jaksch, Musiker

Dirk Rave, Komponist, Akkordeonist

Wolfgang Martin, Moderator

Frank Jahnel, Friedrich-Wolf-Stiftung

Bo Wiget, Musiker

Anja Michels, Schauspielerin

Frank Nussbücker, Autor

Alexander Pluquett, Schauspieler

Lora Kostina, Musikerin

Henning Bormann, Schauspieler

Dirk Audehm, Schauspieler

Pablo Volo, Regisseur

Maria Gyarmati, ehem. Balletttänzerin

Dr. Susanne Schulz, ehem. Intendantin, Regisseurin

Tino Eisbrenner, Musiker, Sänger, Autor

Alejandro Quintana, Regisseur, Theaterleiter

Matthias Wiesenhütter, Musiker, Sänger

Ulrich Pollack, ehem. Tänzer

Antje Rietz, Sängerin, Musikerin, Schauspielerin

Matthias Ewert, Ehem. Balletttänzer

Sven Friedrich, Musiker

Claudia Opitz, Kinderbuchautorin

Sven Friedrich, Musiker, Sänger

Kathy Kreutzberg, Musikern, Sängerin

Claudia Opitz, Kinderbuchautorin

Alexander Estis, Autor, Publizist

Frauke Renate Wegner, Sängerin

Inka Pabst, Schauspielerin

Wolfram von Bodecker, Pantomime

Alexander Neander, Pantomime

Patricia Heidrich, Sängerin

Dirk Friedrich, Musiker, Sänger, Texter

Hardy Krischkowsky, Musiker

Leonie Freudenberger, Musikerin

Yuki Inagawa, Pianistin

Pascal von Wroblewsky, Sängerin

Alexander Soto Lacoste, Musiker, Sänger

Gala Gogow, Musiker

Sonja Hilberger, Schauspielerin, Regisseurin

Gennadij Desatnik, Musiker, Sänger

Alexandra Broneske, Mezzosopran

Maurus Knowles, Performance Künstler

Heinz Haberstroh, Musiker

Bert Eulitz, Musiker und Inhaber Kleinkunstbühne Studio7 Panketal

Axel Noack, Musiker

Thomas Glatzer, Musiker

Carsten Große, Musiker

Anja-Susann Hammer, Cellistin

Ivonne Fechner, Musikerin

Nadine Gürke, Musikerin

Chang Yun, Musiker

Uwe Wimmler, ehem. Tänzer

Dietmar Schmidt, Musiker, Grafiker

Matthias Jahrmärker, Tenor

Ekaterina Gorynina, Cellistin

Katharina Kwaschik, Schauspielerin, Geschäftsführerin Shakespeare Company Berlin

Martin Petschan, Schauspieler

Monica Suteu, Tangotänzerin

Ronald Herold, Pianist

Ted Hartwig, Sänger, Pianist

Matthias Freihof, Schauspieler

Michael Seidel, Autor, Sänger, Komponist

Jens-Karsten Stoll, Komponist, Korrepetitor

Frank Buchwald, Schauspieler

Peggy Luck, Sängerin, Texterin

Mario Sperling, Musiker

Claudia Roick, Schauspielerin

Christina Schüßler, Musikerin

Tatjana Meissner, Kabarettistin

Sylvia Chybiak – freie Fotografin und Autorin

Ute Bella Donner, Malerin, Aktionskünstlerin

UNTERSTÜTZERINNEN und UNTERSTÜTZER

Matthias Schmidt, ehem. Bundestagsabgeordneter

Uta Glienke

Wolfgang Lange

Tankred Lange

Bettina Lange

Katrin Kroschk

Udo Willemelis

Petra Willemelis

Simone Nicolette-Heimeyer

Mike Zimmermann, Geschäftsführer LichtHaus GmbH

Katja Vogt

Dajana Prosser-Gehen

Olaf Kleveno

Anke Blum

Christina Holstein

Tino Östreich

Petra Hähnel

Anja Boensch

Marc Johne, Bodoni-Vielseithof

Rüdiger Loetzer

Erika Schlenzig

Birgit Schurig

Oliver Jonas

Olga Marcheim

Elke Bredel

Anne Ketel

Maja Bjukännen

Brit Böhlmann

Dr. Susanne Schulz

André Schubert

Ramona Hannaske

Manuela Peifer

Hanno Ehrlich

Stefan Pabst

Marlen Ulonska

Tilla Martina Wenzel

Franziska Woßler

Frank Kattner

Katrin Schwingel

Anne Richter

Gerd Melzer

Stefan Trzeczak

Karsten Hildebrand

Dörte Hildebrand

Mario Wahl

Margit Kummer

Katrin Slomma

Jürgen Ney

Martina Friedrich

Ilka Völkel

Joachim Schmidt, Politiker

Gabriele Heinze

Sven Peifer

Benni Flex

Andrea Bock

Kerstin Böttcher

Kersten Kleveno

Mattes Weißbach

Romy Sydow

Petra Sühring-Vaughan

Rainer Huebner

Jeannette Elbschwäbin

Jens Lange

Jürgen Horn

Wilko Behring

Joshua Fehrenz

Detlef Pabst

Regina Pabst

Viktor Paschiller, Parchim

Kerstin Paschiller, Parchim

Jana Östreich

Christiane Schalles-Much, Nossen

Josefin Much, Nossen

Peter Benzner

Gisela Kirchsteiger

Nadja Dubrovina

Fotos: https://www.facebook.com/profile.php?id=100009969002110

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