75 Jahre Rio Reiser. Ausstellung Browse Gallery Berlin
1923 wählt der Künstler George Grosz „Ecce Homo“ – „Seht, der Mensch“ – als Titel für eine Mappe mit 100 Karikaturen, die die soziale und moralische Verkommenheit der Weimarer Gesellschaft entblößen sollen: der kapitalistische Kriegsgewinnler, der lüsterne Spießbürger, die ausgemergelte Hure, der korrupte Beamte.
„Mein Name ist Mensch“
1971, rund 50 Jahre später, veröffentlichen Ton Steine Scherben auf ihrer ersten LP den Song „Mein Name ist Mensch“ von Rio Reiser. Auch er kann als humanistische, subversive Variation des Ecce Homo-Motivs gelesen werden. Grosz und Reiser verbindet der kritische Blick und politische Positionierung als Künstler.
Ton Steine Scherben Live At Rockpalast 1982
„Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten“, Titelsong der dritten Ton Steine Scherben LP aus dem Jahr 1975, steht musikalisch und textlich für eine Kehrtwende in der Karriere der deutschen Rockband.
1970 in Berlin gegründet, gehörten sie zu den ersten, die Rockmusik mit deutschen Texten machten – ohne, dass es peinlich oder aufgesetzt klang.
Doch die Scherben sind mehr als nur eine Band: Sie versuchten das, was sie sangen, auch zu leben. Kurz nach der Gründung nahmen sie in einem düsteren Neuköllner Ballsaal ihre erste Single auf: „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ und „Wir streiken“ waren rau, radikal und authentisch. Ihr erster Festival-Auftritt auf der Insel Fehmarn entfachte ein Fiasko.
Rio in Berlin – Ein Film zu seinem morgigen 75. Geburtstag – Rio Reiser wird 75! Bevor er König von Deutschland wurde, war er König von Kreuzberg – mit seiner Band Ton Steine Scherben. Rio und die Scherben schreiben den Soundtrack einer Bewegung, die in besetzten Häusern das kollektive Zusammenleben ausprobiert. Ein Streifzug durch die Lieder von Rio Reiser und das Kreuzberg der 70er Jahre und von heute.
Herbert Grönemeyer: „Er war gern ein Volkssänger, aus dem Volk fürs Volk, Poesie wie Politik. Und wenn einer das Paradies verdient hat. Dann ist er es.“ Rio Reiser.