MasterPeace – The Dylan Projekt live im Maschinenhaus Berlin

Wenn es um Bob Dylan geht, muss man sofort an all die vielen großen Songs denken, die dieser Ausnahmekünstler geschrieben hat. Worüber man meist aber nicht so gerne nachdenkt, ist seine unverkennbare Singstimme. Er näselt beim Singen, ist schroff und klingt wechselweise meist etwas gelangweilt, so als müsste er gerade etwas abreißen oder danach, genau in diesem Moment jemanden anspringen zu wollen. Im Grunde genommen also oft nie richtig Gefühlvoll oder Virtuos. Dylan eben, aber der darf das ja auch genau so machen.

MasterPeace - V.l.n.r.: Wolfram Bodag, Tobias Hillig, Steffi Breiting, Jeff Allen und Malcolm Bruce - MasterPeace im Maschinenhaus Berlin
MasterPeace – V.l.n.r.: Wolfram Bodag, Tobias Hillig, Steffi Breiting, Jeff Allen und Malcolm Bruce

Umso spannender war für Eve und den ALTAMANN der Gedanke, dass Konzert einer Band zu besuchen, bei der eine Frau den Gesangspart des Song-Literaten und Komponisten übernimmt. Frei nach der der Formel: Dylan + weibliche Stimme = Etwas Tricky vielleicht? Ob das funktionieren könnte, würden wir nach der Show wissen sagten wir uns und machten uns auf den Weg ins Maschinenhaus in der Kulturbrauerei. Dort gastierten MasterPeace mit ihrem „The Dylan Project“ nämlich am 14.04.2024, im Rahmen einer 4-Termine umfassenden Kurztour.

Natürlich freuten wir uns auch auf ein Wiedersehen mit Malcolm Bruce, der erst vor kurzem mit den sonsofcream in unserer Stadt gastierte und dabei ein außergewöhnlich starkes Konzert in der Hafenbar Tegel ablieferte. Dieser hatte uns nämlich bei dieser Gelegenheit auf dieses Projekt hingewiesen und dass er aus diesem Grund schon bald wieder in Berlin sein würde, um an diesem Abend den Bass zu bedienen.

Noch nie haben wir „The Times They Are A-Changin´“ so eindringlich und mitreißend, gleichzeitig aber auch so zerbrechlich gehört

Um das gleich zu klären, was MasterPeace mit ihrem „The Bob Dylan Projekt“ machen, funktioniert so perfekt, dass man denken könnte Dylan hat die Tracks auch in dem Bewusstsein geschrieben, dass diese Band sie irgendwann auf ihre Art betrachten wird. Da braucht jetzt aber kein eingefleischter Dylan-Purist aus der Hose springen um sich aufzuregen, sondern kann ganz beruhigt bleiben. Denn MasterPeace kratzen nicht an dem Ikonen-Status Dylan´s, sondern gehen behutsam und sehr professionell mit seinen Songs um.

Die Band schafft mit ihren „Bearbeitungen“, in der Hauptsache arrangiert von Wolfram Bodag und Tobias Hillig neue Songs fernab von dem, was man sonst unter dem Label Cover-Band verstehen könnte, weshalb man sie deshalb auch nicht wirklich als solche einordnen sollte. Ihre Interpretationen des Materials, gepaart mit der famos agierenden Steffi Breiting, deren raue und großvolumige Stimme das ganze abrundet, geben den Stücken eine eigene, mit viel Liebe gewählte Farbe und einen mitunter sehr sanften Charakter

So haben haben Eve und der ALTAMANN zum Beispiel, Dylan´s 60er Jahre Statement zum Generationenkonflikt jener Zeit, „The Times They Are A-Changin´“ noch nie so eindringlich und mitreißend, gleichzeitig aber auch so zerbrechlich gehört wie an diesem Abend. Die Version der Band ist so dicht und warm, dass man sich beim zuhören nicht vorstellen kann, dass dieser Track jemals anders gespielt werden sollte.

Gleiches lässt sich aber auch über die Qualität ihrer Versionen der anderen Songs, wie etwa „Forever Young“ und dem mit der dem Thema angemessenen Dramatik, treffend arrangierten „Masters Of War“ sagen. MasterPeace treffen auf ihre Weise das Wesen der Lieder auf ihrer Setliste genau und lassen das Publikum dadurch einen anderen Dylan erleben. Das ganze Programm ist geprägt von der Überraschung darüber, was alles noch in dem Werk des Robert Allen Zimmerman stecken kann.

Musikalisch ist das Quintett bei diesem Konzert auf höchstem Niveau unterwegs. Wolfram Bodag (Keyboards, Harp und Gesang | u.a. bei Engerling, Mitch Ryder) überzeugt nicht nur als Musiker an diesem Abend, sondern kann auch als Sänger bei „Absolutely Sweet Marie“ und „Watching The River Flow“ punkten. Bei letzterem gelingt es ihm sogar mit seinem Tastenspiel, einen Fluß durch den Kopf des ALTAMANN fließen zu lassen.

Wir können nur feststellen, dass Masterpeace die Verbeugung vor dem Werk Dylan´s auf eindrucksvolle Art gelungen

Tobias Hillig (Gitarrist, Back. Gesang | u.a. bei Moods of Ally, Sweet Confusion, Dirk Zöllner u.a.) glänzte nicht nur durch sein starkes Gitarrenhandwerk beim Zusammenspiel mit den anderen Bandkollegen, sondern auch durch seine passgenauen und formvollendet dargebotenen Soli, die besonders den Stromgitarrenfans viel Spaß gemacht haben dürften.

Zusammengehalten und auf die Reise geschickt, wurde das Ganze durch eine überragend besetzte, rein englische Rhythmusabteilung. Das sind zum einen Jeff Allen (Schlagzeug | u.a. bei Snowy White, Mick Taylor), der jederzeit den geforderten Druck zur Verfügung stellte und mit seiner Leistung das solide Rückgrat der Band bildete. Und zum anderen Malcolm Bruce (u.a. bei sonsofcream, Malcolm Bruce Band), der für das 2023 verstorbene Gründungmitglied Kuma Harada für diese Kurztour in die Band gekommene Bassist. Dieser harmoniert augenscheinlich nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich sehr gut mit seinen „neuen“ Mitstreitern von MasterPeace.

„Last but not least“ eine glänzend aufgelegte Steffi Breiting (Gesang | u.a. bei Moods of Ally, Sweet Confusion, Dirk Zöllner), die Eve und dem ALTAMANN mit ihrem Facettenreichen Gesang auf eindringliche Weise gezeigt hat, dass Bob Dylan gesungen von einer Frau möglich ist und seinem Werk gut tut. Tobias Hillig hat über das Projekt gesagt: „Dylan ist einer der einflussreichsten Künstler unserer Zeit. Es gibt kaum einen Musiker, der sich nicht von ihm hat beeinflussen lassen. Wir verstehen unser Programm als eine Verbeugung vor einem geistigen Riesen der Musik.“ Wir können nur feststellen, diese Verbeugung ist MasterPeace auf eindrucksvolle Art gelungen.

Ein MUSS für jeden Dylan-Fan, der sein Idol einmal von einer anderen Seite kennen lernen möchte.

MasterPeace spielte in der Besetzung:

Wolfram Bodag (Keyboards, Harp und Gesang | u.a. Engerling, Mitch Ryder), Jeff Allen (Schlagzeug | u.a. Snowy White, Mick Taylor), Tobias Hillig (Gitarrist | u.a. Moods of Ally, Sweet Confusion, Dirk Zöllner), Malcom Bruce (Bass | u.a. sonsofcream, Malcolm Bruce Band) und natürlich Steffi Breiting (Gesang | u.a. Moods of Ally, Sweet Confusion, Dirk Zöllner)

Dieses Konzert wurde von Rockradio.de präsentiert

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