Walter Trout am 14.11.2025 live im im Kesselhaus Berlin – Blues mit Herz, Power und viel Seele präsentiert von Rockradio.de

Walter Trout am 14.11.2025 live im im Kesselhaus Berlin – Am 14. November 2025 war es wieder so weit: Walter Trout, einer der unermüdlichen Meister des Bluesrock machte, im Rahmen seiner „Sign of the Times“ Europatournee 2025, Station in Berlin. Und das prall gefüllte Kesselhaus in der Kulturbrauerei, bot die perfekte Kulisse für einen Abend voller musikalischer Intensität, emotionalem Tiefgang und ausgefeilter Gitarrenarbeit.

Trout spielte zwischen 1979 und 1980 bei John Lee Hooker, war von 1980 – 1984 Mitglied von Canned Heat, schloss sich 1984 John Mayall’s Bluesbreakers an, bei denen er bis 1989 aktiv war und gründete 1990 die Walter Trout Band, die sich ab 1999 in Walter Trout & the Radicals umbenannte, um nur einige Stationen dieses unglaublichen Künstlers zu nennen.

Nur ein paar Stimmen fehlten Trout seinerzeit bei einer Radioumfrage der BBC, in der er auf Platz 6 der 20 Spitzengitarristen aller Zeiten gewählt wurde, um mit Jimi Hendrix und Jimmy Page zusammen in den Top 5 zu landen. Nicht ohne Grund wird er international gefeiert und zählt heute zu den ganz Großen des Blues.

Mix aus straightem Chicago- und Delta-Blues, einem Spritzer Country und kraftvollen, pumpenden Rockelementen

Punkt 20:00 Uhr betrat Walter Trout die Bühne, begleitet von seiner exzellenten Band. Ohne große Worte eröffnete er das Konzert mit einem brachialen „I Can Tell“, einem druckvollen Stück, das den Energiepegel in der Halle sofort Richtung Anschlag trieb. Schon mit den ersten Gitarrenriffs schnitt er durch die Luft, wie ein heißes Messer durch Butter – klar, unnachgiebig und voller Seele. Zu Recht erntete er dafür auch sofort den ersten frenetischen Applaus des Abends.

Mit dem zweiten Stück „Too Bad“ zeigte er seine ruhige Seite des Blues und steckte so für alle vernehmbar das Feld ab, dass er an diesem Abend zu beackern gedachte. Er hatte sich offensichtlich vorgenommen, dem Publikum möglichst viel von seiner Bandbreite, bestehend aus einem Mix aus straightem Chicago- und Delta-Blues, einem Spritzer Country und kraftvollen, pumpenden Rockelementen zu präsentieren. Ganz der viel-geliebte Trout eben.

Dem Publikum unter dem sich auch Eve und der ALTAMANN befanden, bestehend aus eingefleischten Blues-Fans, Altrockern und Neugierigen, dass sich auf einen Abend mit einem der letzten echten Gitarrenhelden gefreut hatte, war nach solch einem Intro jedenfalls sofort klar dass man sich an diesem Abend am richtigen Ort eingefunden hatte.

Trout zeigte sich mit seinen 74 Lebensjahren in bester Spiellaune und kein bisschen müde. Er scherzte mit dem Publikum und ließ seiner Band viel Raum zur Entfaltung. Keyboarder Richard T. Bear glänzte mit einer starken Spielweise, während Bassist John Avila (ex. Frontmann von Oingo Boingo) und Drummer Michael Leasure (u.a. Edgar Winter, Philip Sayce) das rhythmische Rückgrat, ein Bollwerk aus Groove und Gefühl bildeten. Sein Sohn Jon Trout, sorgte bei alledem solide an der „Second Guitar“ für die nötige Unterstützung, während sich sein Vater mit diversen Solo-Ausflügen vergnügte. Dabei darf man an dieser Stelle aber nicht unterschlagen, dass auch die nächste Generation wirklich fit an der Gitarre ist, was er ebenfalls Solo beweisen konnte.

I’m still here, and I’ve got something to say“

Im Mittelpunkt des Konzerts stand natürlich das neue, 32. Album „Sign of the Times“. Sein bisher politischstes Werk, eines das sich nicht scheut unbequem und direkt zu sein. Songs wie „Blood On My Pillow“, „Artificial“ oder „Sign Of The Times“ sind keine bloßen Blues-Standards, sondern kluge, wütende, verletzliche Kommentare zur Weltlage. Sie sind sein Aufschrei, sein Weg den Überdruck in Worte zu fassen, der die Welt an allen Ecken auseinander zu reißen scheint. Trout, der in seinen Ansagen zwischen lakonischem Humor und existenzieller Tiefe pendelte, sprach von „inneren Kriegen“ und „äußerem Wahnsinn“. Es war, als würde er mit jedem Song ein Stück seiner Seele auf die Bühne legen – pur und ungeschönt, wahrhaftig.

„Ich wollte die Wut und die Angst, die in der Welt vor sich geht, zum Ausdruck bringen“, erklärt der 74-Jährige. „Für mich ist das Schreiben dieser Songs eine Therapie. Sie handeln nicht nur von dem, was da draußen passiert, sondern auch davon, wie es sich in deinem Kopf auswirkt. „Sign Of The Times“ war einfach der naheliegende Titel…“

„I’m still here, and I’ve got something to say“ rief Walter Trout in die Menge und meinte das auch so. Nicht nur nimmt er in seinen Texten selten ein Blatt vor den Mund, nein er lässt sein Publikum auch ganz direkt an seinem Leben teilhaben. Er erzählte Geschichten von seiner Lebertransplantation, von seiner Ehefrau aus Dänemark und seinen Sohn Jon, der seit kurzem einen Master als Musiker besitzt und das alles nur auf sich nahm, um mit seinen Vater auf Tour zu gehen und Rock´n´Roll zu spielen. 😉

Auch dass er es mit der Unterstützung des 2024 verstorbenen John Mayall und Carlos Santana vor 39 Jahren vermeiden konnte, in einer Bubble aus Drogen und Alkohol zu verschwinden, erfährt der Zuschauer bei diesem Gig aus erster Hand. Dafür dass ihn John Mayall damals nicht einfach vom Hof gejagt hat, ist er ihm heute noch über alle maßen verbunden und das sagt er jedem der es hören muss.

Nach über zwei Stunden endete das Konzert und ließ ein sichtlich ergriffenes Berliner Publikum zurück, dass sein Kommen nicht zu bereuen brauchte. Der Blues wird weiter leben, solange es Ikonen wie ihn gibt, die es verstehen die ganze Seele und die Kraft dieser Musik auf die Bühnen zu bringen. In einer Zeit, in der Musik oft zur bloßen Kulisse verkommt, erinnerte Walter Trout daran, was ein Konzert sein kann: ein Ritual, ein Aufschrei, ein Trost. Der Abend im Kesselhaus war kein Nostalgiekino, sondern ein Statement – für den Blues, für das Ehrliche und die positive Energie dieser Musik.

Zur Webseite des Künstlers » » https://www.waltertrout.com

Zum Kesselhaus / Maschinenhaus Berlin » » https://www.kesselhaus.net/de

Zum Rockradio.de | German Blues Awards Gewinner 2025 » » https://rockradio.de

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